Interview
Interview
Interview
26.01.2024
Seit 2002 sitzt Uwe Ahrendt im Chefsessel von NOMOS. Der geborene Glashütter sprach mit uns über die Herausforderungen der Uhrenindustrie, den Charakter jeder Uhr und die Zeit.
Herr Ahrendt, braucht man heutzutage noch eine Uhr, wenn wir alle Smartphones in der Tasche haben?
Klar ist, dass man zum Ablesen der Uhrzeit auch das Handy, eine billige Armbanduhr oder öffentliche Uhren (z.B. an Bahnhöfen) nutzen kann. Aber eine gute hochwertige Uhr ist so viel mehr als nur ein Instrument zum Ablesen der Zeit. Sie ist ein Schmuckstück – ein Statement von Geschmack und Stil, und ich glaube und hoffe, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.
Hat also jede Uhr einen Charakter?
Definitiv. Jede Uhr trifft eine Aussage, wenn man sie trägt. Der Charakter einer Uhr von NOMOS Glashütte ist geprägt von Tradition „Made in Germany“, mit einer Verwurzelung in Glashütte, die Region, die die hohe Qualität der Uhren garantiert. Eine NOMOS ist eine Uhr mit einer Gelassenheit und Schlichtheit, vereint mit Präzision und Liebe zum Detail, – nicht nur im Design sondern auch in der Art, wie wir sie hier produzieren.
Wenn Sie durch die Straßen laufen, Leute, oder Kunden treffen, schauen Sie auf das Handgelenk?
Nicht explizit. Manchmal wenn ich in einer Gaststätte sitze oder mit dem Zug fahre, schaut man natürlich auch mal auf das Handgelenk und sieht, die Person trägt diese oder jene Uhr, und dann freut man sich, wenn es eine NOMOS ist. Aber bewusst als erstes auf das Handgelenk schauen ist es nicht.
Sie haben das Label „Made in Germany“ erwähnt - wie wichtig ist den Kunden die Herkunft der Uhr?
Ich glaube, das ist immer wichtiger geworden, generell bei Produkten. Der Kunde geht bewusster durch die Welt und schaut genauer auf Herkunft, Qualität etc. Der Namenszusatz „Glashütte“ ist geschützt als Herkunftsort, ähnlich wie Champagner oder Parmaschinken, und um ihn nutzen zu können, müssen einige Auflagen erfüllt werden. So muss mindestens 50% der Herstellung am Werk hier vor Ort in Glashütte erfolgen, will ein Unternehmen „Glashütte“ auf das Zifferblatt einer Uhr schreiben – bei uns sind es zwischen 75-95%.
2014 kam die Apple Watch auf den Markt, so wie weitere Smartwatches. War dies für Sie eine Überraschung?
Eine Überraschung war es nicht. Ich glaube, es war eine logische Folge der digitalen Entwicklung durch Smartphones etc., dass so etwas erfunden und weiterentwickelt wird. Apple ist somit zum größten Uhrenhersteller avanciert, wenn man die Umsätze und Stückzahlen betrachtet. Auf den ersten Blick mag man wohl sagen, dass Smartwatch-Hersteller damit schlecht für die Hersteller mechanischer Uhren sind. Jedoch hat jede Geschichte mehrere Seiten: Durch die Smartwatches tragen nun auch Leute eine Uhr, die bisher keine Uhren getragen und nur auf das Handy geschaut haben. Dadurch bleibt das Gefühl der Uhr am Handgelenk lebendig.
Und wer heute eine Smartwatch trägt, bekommt vielleicht morgen Lust auf eine mechanische Uhr. Wir bleiben unseren mechanischen Uhren jedenfalls treu und werden nicht in die Richtung Smartwatch gehen. Das kann ich ganz sicher sagen.
Kommen wir wieder zu NOMOS zurück, wer trägt denn die NOMOS-Uhr, wer ist der typische Kunde?
Es gibt zum Einen den Uhrenliebhaber, der verschiedene Uhren unterschiedlicher Hersteller besitzt und die entsprechenden Eigenschaften – die unterschiedlichen Charaktere der Uhren – schätzt. Je nach Anlass wird dann die passende Uhr getragen. Unsere Fachhändler haben vor 15-20 Jahren gesagt: „Der sieht aus wie ein Architekt, der ist schwarz gekleidet, das ist ein NOMOS-Kunde.“ Nach wie vor zählen Architekten, Ingenieure und Schaffende aus den Bereichen Design und Kunst zu unseren Kunden.
Jedoch hat sich der Rahmen ein wenig aufgelockert, so trägt jetzt auch der Werkzeugmechaniker oder der Beamte eine NOMOS-Uhr. Auch für den Träger von sportlichen Uhren, haben wir mit „Ahoi“ und „Autobahn“ zwei robustere Uhren in der Kollektion – bei aller Sportlichkeit sind auch diese, wie immer bei NOMOS Glashütte, schön elegant.
Generell kann man sagen, dass Kunden, die schlichtes und minimales Design schätzen, dann irgendwie nicht an einer NOMOS vorbeikommen, und wenn sie „Made in Germany“ oder „Made in Glashütte“ haben wollen, dann liegt eine NOMOS in der engeren Auswahl ganz vorne.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Zeitmaschine zu bauen, würden Sie lieber die Zeit auf dem Zifferblatt zurückdrehen? Oder lieber schauen, was uns erwartet?
Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, weder das Eine noch das Andere. Es gibt gewisse Dinge, die der Mensch nicht beeinflussen sollte, und ich glaube, die Zeit gehört definitiv dazu.
Man ist zwar eventuell neugierig, was die Zukunft bringt, aber es ist wohl besser, es nicht zu wissen. Für einen Zeitsprung zurück haben wir ja immer noch unsere Erinnerungen. Ich denke, man muss das Beste aus dem Leben im Hier und Jetzt machen und die Zeit sinnvoll nutzen.
Interview: Ondrej Navratil
Foto: Dennis Weber, NOMOS Glashütte
Veröffentlicht: CALEOPAPER 01/2018
Mehr Info unter nomos.com
Seit 2002 sitzt Uwe Ahrendt im Chefsessel von NOMOS. Der geborene Glashütter sprach mit uns über die Herausforderungen der Uhrenindustrie, den Charakter jeder Uhr und die Zeit.
Herr Ahrendt, braucht man heutzutage noch eine Uhr, wenn wir alle Smartphones in der Tasche haben?
Klar ist, dass man zum Ablesen der Uhrzeit auch das Handy, eine billige Armbanduhr oder öffentliche Uhren (z.B. an Bahnhöfen) nutzen kann. Aber eine gute hochwertige Uhr ist so viel mehr als nur ein Instrument zum Ablesen der Zeit. Sie ist ein Schmuckstück – ein Statement von Geschmack und Stil, und ich glaube und hoffe, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.
Hat also jede Uhr einen Charakter?
Definitiv. Jede Uhr trifft eine Aussage, wenn man sie trägt. Der Charakter einer Uhr von NOMOS Glashütte ist geprägt von Tradition „Made in Germany“, mit einer Verwurzelung in Glashütte, die Region, die die hohe Qualität der Uhren garantiert. Eine NOMOS ist eine Uhr mit einer Gelassenheit und Schlichtheit, vereint mit Präzision und Liebe zum Detail, – nicht nur im Design sondern auch in der Art, wie wir sie hier produzieren.
Wenn Sie durch die Straßen laufen, Leute, oder Kunden treffen, schauen Sie auf das Handgelenk?
Nicht explizit. Manchmal wenn ich in einer Gaststätte sitze oder mit dem Zug fahre, schaut man natürlich auch mal auf das Handgelenk und sieht, die Person trägt diese oder jene Uhr, und dann freut man sich, wenn es eine NOMOS ist. Aber bewusst als erstes auf das Handgelenk schauen ist es nicht.
Sie haben das Label „Made in Germany“ erwähnt - wie wichtig ist den Kunden die Herkunft der Uhr?
Ich glaube, das ist immer wichtiger geworden, generell bei Produkten. Der Kunde geht bewusster durch die Welt und schaut genauer auf Herkunft, Qualität etc. Der Namenszusatz „Glashütte“ ist geschützt als Herkunftsort, ähnlich wie Champagner oder Parmaschinken, und um ihn nutzen zu können, müssen einige Auflagen erfüllt werden. So muss mindestens 50% der Herstellung am Werk hier vor Ort in Glashütte erfolgen, will ein Unternehmen „Glashütte“ auf das Zifferblatt einer Uhr schreiben – bei uns sind es zwischen 75-95%.
2014 kam die Apple Watch auf den Markt, so wie weitere Smartwatches. War dies für Sie eine Überraschung?
Eine Überraschung war es nicht. Ich glaube, es war eine logische Folge der digitalen Entwicklung durch Smartphones etc., dass so etwas erfunden und weiterentwickelt wird. Apple ist somit zum größten Uhrenhersteller avanciert, wenn man die Umsätze und Stückzahlen betrachtet. Auf den ersten Blick mag man wohl sagen, dass Smartwatch-Hersteller damit schlecht für die Hersteller mechanischer Uhren sind. Jedoch hat jede Geschichte mehrere Seiten: Durch die Smartwatches tragen nun auch Leute eine Uhr, die bisher keine Uhren getragen und nur auf das Handy geschaut haben. Dadurch bleibt das Gefühl der Uhr am Handgelenk lebendig.
Und wer heute eine Smartwatch trägt, bekommt vielleicht morgen Lust auf eine mechanische Uhr. Wir bleiben unseren mechanischen Uhren jedenfalls treu und werden nicht in die Richtung Smartwatch gehen. Das kann ich ganz sicher sagen.
Kommen wir wieder zu NOMOS zurück, wer trägt denn die NOMOS-Uhr, wer ist der typische Kunde?
Es gibt zum Einen den Uhrenliebhaber, der verschiedene Uhren unterschiedlicher Hersteller besitzt und die entsprechenden Eigenschaften – die unterschiedlichen Charaktere der Uhren – schätzt. Je nach Anlass wird dann die passende Uhr getragen. Unsere Fachhändler haben vor 15-20 Jahren gesagt: „Der sieht aus wie ein Architekt, der ist schwarz gekleidet, das ist ein NOMOS-Kunde.“ Nach wie vor zählen Architekten, Ingenieure und Schaffende aus den Bereichen Design und Kunst zu unseren Kunden.
Jedoch hat sich der Rahmen ein wenig aufgelockert, so trägt jetzt auch der Werkzeugmechaniker oder der Beamte eine NOMOS-Uhr. Auch für den Träger von sportlichen Uhren, haben wir mit „Ahoi“ und „Autobahn“ zwei robustere Uhren in der Kollektion – bei aller Sportlichkeit sind auch diese, wie immer bei NOMOS Glashütte, schön elegant.
Generell kann man sagen, dass Kunden, die schlichtes und minimales Design schätzen, dann irgendwie nicht an einer NOMOS vorbeikommen, und wenn sie „Made in Germany“ oder „Made in Glashütte“ haben wollen, dann liegt eine NOMOS in der engeren Auswahl ganz vorne.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Zeitmaschine zu bauen, würden Sie lieber die Zeit auf dem Zifferblatt zurückdrehen? Oder lieber schauen, was uns erwartet?
Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, weder das Eine noch das Andere. Es gibt gewisse Dinge, die der Mensch nicht beeinflussen sollte, und ich glaube, die Zeit gehört definitiv dazu.
Man ist zwar eventuell neugierig, was die Zukunft bringt, aber es ist wohl besser, es nicht zu wissen. Für einen Zeitsprung zurück haben wir ja immer noch unsere Erinnerungen. Ich denke, man muss das Beste aus dem Leben im Hier und Jetzt machen und die Zeit sinnvoll nutzen.